Soteria-Projekt in der Schweiz: Erfolg oder Misserfolg?
In den 1970er Jahren startete in Bern, Schweiz, ein ambitioniertes Projekt namens „Soteria“. Ziel war es, Menschen mit einer akuten Schizophrenie-Episode in einem medikamentenfreien Umfeld zu behandeln, ausschließlich mit intensiver zwischenmenschlicher Zuwendung und Psychotherapie. Das Soteria-Konzept, ursprünglich in den USA entwickelt, stellte die gängige Praxis der medikamentösen Behandlung in Frage und setzte auf die Selbstheilungskräfte der Patienten.
Das Konzept:
Im Gegensatz zur traditionellen psychiatrischen Klinik bot Soteria eine wohnliche Umgebung mit minimalen Regeln und maximaler Freiheit. Ein kleines Team von speziell geschulten Mitarbeitern, oft ohne medizinische Ausbildung, stand den Patienten rund um die Uhr zur Verfügung und bot ihnen emotionale Unterstützung, Gespräche und Hilfe bei der Alltagsbewältigung. Medikamente wurden nur im Notfall und in Absprache mit den Patienten eingesetzt.
Erste Erfolge:
Die ersten Ergebnisse des Soteria-Projekts waren vielversprechend. Studien zeigten, dass Patienten, die in Soteria behandelt wurden, ähnlich gute oder sogar bessere Verläufe aufwiesen als Patienten, die in traditionellen Kliniken mit Medikamenten behandelt wurden. Sie benötigten weniger Medikamente, hatten weniger Rückfälle und integrierten sich besser in die Gesellschaft.
Kritik und Herausforderungen:
Trotz der anfänglichen Erfolge stieß das Soteria-Konzept auf Kritik. Die Studienlage wurde als methodisch schwach angesehen und die Generalisierbarkeit der Ergebnisse angezweifelt. Zudem war das Soteria-Modell sehr personalintensiv und kostenintensiv, was die breite Anwendung erschwerte.
Das Ende von Soteria Bern:
Im Jahr 2013 wurde das Soteria-Projekt in Bern eingestellt. Die Gründe dafür waren vielfältig: finanzielle Schwierigkeiten, Personalmangel, mangelnde Akzeptanz in der Fachwelt und zunehmende regulatorische Hürden.
Fazit:
Das Soteria-Projekt in Bern war ein mutiger Versuch, die Behandlung von Schizophrenie zu revolutionieren. Obwohl es vielversprechende Ansätze lieferte und die Bedeutung von menschlicher Zuwendung und psychotherapeutischer Begleitung hervorhob, konnte es sich langfristig nicht etablieren. Die Schwierigkeiten bei der wissenschaftlichen Evaluation, die hohen Kosten und die mangelnde Akzeptanz in der Fachwelt führten letztendlich zum Scheitern des Projekts.
Was bleibt von Soteria?
Obwohl das Soteria-Projekt in Bern eingestellt wurde, leben seine Grundgedanken in anderen Behandlungskonzepten weiter. Die personenzentrierte und milieutherapeutische Ausrichtung von Soteria hat die psychiatrische Praxis beeinflusst und zu einer humaneren und individuelleren Behandlung von Menschen mit Schizophrenie beigetragen.