Malaria- und Elektroschocktherapie in der Psychiatrie

Die Malariatherapie und Elektroschocktherapie klingt nach einer barbarischen Handlung, mit der die behandelnden Psychiater seinerzeit versucht haben Patienten zu quälen.
Die Vorstellung einem Patienten krank zu machen um in gesund zu machen ist schließlich und endlich genauso abstrus, wie Menschen mit Elektroschocks zu malträtieren.

Dennoch ist diese „Therapieform“ eine historische Therapieform der Psychiatrie. Das Problem war, dass am Anfang des 19. Jahrhunderts, gegen die meisten Krankheiten der Psyche, insbesonders gegen Schizophrenie und gegen Depressionen keinerlei vernünftig wirksamer Medikamente verfügbar waren, und dass die anfangs gefundene Medikamente sehr starke Nebenwirkungen hatten. Durch Beobachtung konnte gesehen werden, dass sowohl hohes Fieber, wie auch epileptische Anfälle diese schweren Krankheitsbilder nachhaltig bessern konnten. Aus dieser Beobachtung wurden „Therapien“ erfunden.

Die Malariatherapie:

Eine dieser Therapien ist die Infektion der Patienten mit Malaria. Malaria führt zu hohem Fieber, und damit zu einer Besserung von affektiven und psychotischen Krankheiten. Dass die damaligen Ärzte natürlich um die Gefährlichkeit dieser Therapiebescheid wussten und das diese „Therapieform“ trotzdem sogar gegen verstärktes Onanieren eingesetzt wurde, ist sicherlich als ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit einzustufen.

Die Malariatherapie wurde jedoch auch in jüngeren Jahren eingesetzt um bestimmte Krankheiten wie Syphilis, Borreliose und HIV zu behandeln. Die Versuche bei HIV stammen sogar noch aus jüngeren Jahren. Der Wirkmechanismus der Malariatherapie bei Infektionskrankheiten läuft über eine Aktivierung des Immunsystems. Nachdem diese Behandlung bezüglich Sicherheit und Effektivität in keinerlei Studie bestätigt werden konnte, wird sie heutzutage meines Wissens nach nicht mehr eingesetzt.

Die Elektrokrampftherapie:

Diese Therapie wird auch heute noch eingesetzt. Im Gegensatz zu früher, wird der Patient jedoch während einer Kurznarkose von 5-10 min behandelt. Während der Narkose wird mittels Strom ein epileptischer Anfall im Gehirn ausgelöst. Die Auswirkungen des epileptischen Anfalls auf den Körper, in Form eines Krampfes wird durch die Narkose unterbunden. Der Patient merkt von dieser Therapie nichts. Diese Therapie ist auch heute noch die effektivste Therapie in der Behandlung von Depressionen und auch von Psychosen. Auch wenn diese Therapie radikal klingt, hat sie in mancher Sicht weniger Nebenwirkungen als eine langdauernde medikamentöse Therapie. Dennoch ist sie nicht unproblematisch, da sie zu einer vermehrten Vergesslichkeit, speziell über die Zeit der Therapie selbst, und auch zu einem kognitiven Abbau generell führen kann. Problematisch ist die Therapie weiters, weil die Rückfallsquote eine deutlich höhere als bei der pharmakologischen Therapie ist. Deshalb wird heute üblicherweise die Elektrokrampftherapie bei schwer erkrankten und therapieresistenten Patienten angewandt, und auch gleich mit einer Psychopharmakatherapie kombiniert.

Literatur:
Julius Wagner-Jauregg: Über die Einwirkung fieberhafter Erkrankungen auf Psychosen in: Jahrbücher fürPsychiatrie, Bd. VII Wien 1887; Julius Wagner-Jauregg: Über die Einwirkung fieberhafter Erkrankungen auf PsychosenPsychiatrisch-Neurologische Wochenschrift 20/1918 S. 132-134 und 251-255
Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Malariatherapie
http://de.wikipedia.org/wiki/Elektrokrampftherapie

Literatur zum aktuellen therapeutischen Einsatz der Elektrokrampftherapie: