Die Postpartale Depression

Während und nach einer Schwangerschaft ist das Risiko für eine Frau, psychisch zu erkranken, am größten.

Schwanger sein, ein Kind erwarten, Mutter werden – diese Stichwörter lösen in uns sehr unterschiedliche Emotionen aus. Die Einen geben ein Vermögen aus, um ein Kind bekommen zu können, für die Anderen ist es ein Unglück, ein Albtraum, aus dem die Frau am liebsten gleich erwachen möchte. Neben diesen zu erwartenden Emotionen, kommen auf die junge Mutter eine Reihe von weiteren Veränderungen zu. Im Rahmen einer Schwangerschaft kommt es zu drastischen Veränderungen des Hormonhaushaltes und für den Erhalt der Schwangerschaft sind strukturelle Veränderungen im Körper der Frau notwendig. Auch während der Geburt werden eine Reihe von Stoffen ausgeschüttet, die die Geburt steuern. In Folge dieser Vorgänge kommt es häufig zu seelischen Reaktionen.

ca. 50% aller Frauen erleben nach einer Geburt die Heultage – Baby Blues genannt. Meist kommt es am 3. und 5. Tag nach einer Geburt zu diesen Stimmungsschwankungen. Jeder, der in diesem Bereich arbeitet, kennt den „Baby Blues“. Das wichtigste hierzu zu wissen ist, dass diese Gemütsschwankungen normal nach einer Geburt sind. Außer Aufklärung ist keine Intervention erfordert, da dieser Spuk nach wenigen Stunden oder Tagen wieder vorbei geht.

Neben diesen harmlosen Stimmungsschwankungen nach einer Geburt, treten jedoch manchmal in den kommenden Tagen und Wochen Krankheiten der Psyche auf. Bei diesen Krankheiten, welche im Rahmen einer Schwangerschaft bzw. im Rahmen der Geburt auftreten, handelt es sich zumeist um eine Depression. 10%-15% der Frauen erkranken nach einer Geburt an einer postpartalen Depression. Als Ursache einer postpartalen Depression wird eine Reihe von Ursachen angenommen. Einerseits die hohe körperliche und seelische Belastung der Mutter durch die Geburt und die veränderte Lebenssituation danach. Plötzlich hat die Mutter rund um die Uhr die Verantwortung für das Neugeborene, eine Verantwortung die – bei der scheinbar unendlichen Verletzbarkeit des Babys – groß erscheint, und bei der die Mutter aufgrund unserer Familien-Strukturen meist auch noch alleine gelassen wird.

Symptome

  • Depressive Verstimmung
  • Lust- und Freudlosigkeit
  • Schuldgefühle
  • Ängste und Sorgen
  • Schreckhaftigkeit
  • Überforderung
  • Schlafstörungen
  • Häufiges Weinen
  • Suizidgedanken

Wie kann man eine postpartale Depression erkennen?

Bei den postpartalen Depressionen kommt es typischerweise zu einer Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit, Schuldgefühlen, Ängsten, Schreckhaftigkeit, sich überfordert fühlen, Schlafstörungen und eventuell auch zu Selbstmordgedanken. Einige dieser Gefühle tauchen jedoch auch normalerweise nach einer Geburt durch die neuen Belastungen auf. Wenn ein Teil dieser Gefühle jedoch sehr stark auftreten, oder über 14 Tage bestehen bleiben, sollte die betroffene Frau einen Psychiater aufsuchen.

Auch ein verlängertes oder verstärktes Auftreten der Baby Blues können ein früher Hinweis auf das Auftreten der postpartale Depression sein. 40% der unbehandelten Frauen leiden noch nach einem Jahr an einer postpartale Depression

Behandlung

  • Aufklären über die Erkrankung
  • Gespräche mit einem Therapeuten
  • Medikamentöse Therapie

Wenn eine Patientin mit einer postpartale Depression zu einem Psychiater überwiesen wird, hat dieser eine Reihe von Behandlungsmöglichkeiten. Das Zuhören und Erklären der Erkrankung kann bereits eine Linderung bewirken. Als Nächstes bieten sich alternativen Therapien wie Psychotherapie an. Wenn diese Behandlung ausreicht, sollte unbedingt von einer medikamentösen Therapie abgesehen werden, damit die Mutter weiter stillen kann. Stillen zählt schließlich auch das zu den antidepressiven Therapien. Wenn diese Behandlung nicht zu einem ausreichenden Erfolg führt muss eine Therapie mit einem Antidepressivum begonnen werden. Durch dieses Medikament wird der Hirnstoffwechsel ausgeglichen, und die Symptome der Erkrankung treten langsam in den Hintergrund. Diese Medikamente machen nicht süchtig und werden im allgemeinen sehr gut vertragen – speziell die neueren Präparate haben kaum Nebenwirkungen.

Nachdem eine depressive Patientin medikamentös behandelt wird, kommt es meist nach zwei bis drei Woche zu einem Abklingen der Symptome, und die Patientin ist dann nach relativ kurzer Zeit wieder geheilt. Wichtig bei so einer Therapie ist, das sie lange genug fortgeführt wird – generell sollte man ein Antidepressivum erst absetzten, nachdem man dies mit seinem behandelnden Psychiater abgesprochen hat